Gruppentherapie

Wir haben in den letzten Jahren vermehrt gruppenpsychotherapeutisch gearbeitet und Konzeptionen dazu entworfen. Die neueste Konzeption bezieht sich auf Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 15 Jahren mit Neigungen zu aggressiven und motorisch expansiven Verhaltensweisen.

 

Störungsbild (Symptome)

Betroffene Kinder und Jugendliche weisen meist mehrere der folgenden Symptome über einen längeren Zeitraum auf:

Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Minderwertigkeitsgefühle, nach innen gerichtete Aggressionen, verminderter Antrieb und gesteigerte Ermüdbarkeit, Interessenverlust, Appetitverlust, psychosomatische Beschwerden wie Kopf-und/oder Bauchschmerzen, psychomotorische Hemmung, Schuldgefühle, Versagens-und/oder Verlustängste, Perspektivlosigkeit, Melancholie, depressive Adoleszenzkrise und Suizidgefährdung, depentente Persönlichkeitsstruktur, soziale Desintegration.

 

Ziele

Das Ziel der psychotherapeutischen Arbeit besteht darin, Entwicklungs- und Lernprozesse zu initiieren, zu modifizieren und zu stützen. Im einzelnen bedeutet das für Betroffene:

  • positive Beziehungserfahrungen zu machen
  • Bearbeitung ihres Wunsches nach symbiotischen Beziehungen und gelungenen Ablösungen daraus
  • positive Gefühle bei der Autonomieentwicklung herzustellen, um die  Auflösung von  emotionalen Abhängigkeiten zu erreichen
  • Förderung von expansiven, „lebenserobernden“ Strategien
  • einen Zusammenhang zwischen den eigenen Tätigkeiten, Stimmungen und der Außenwelt herzustellen, um somit Interaktionen realistischer erfassen und bewerten zu können
  • emotionale Selbstbeobachtung und -kontrolle zu erlernen
  • Förderung des Selbstwertes
  • Entwicklung und Stabilisierung von Ich-Stärke
  • Affektstabilisierung
  • Strukturbildung
  • Aktivitätssteigerung
  • Entwicklung und Stabilisierung sozialer Kompetenzen

Interventionsstrategien

Gruppensitzungen

Grundlage unserer therapeutischen Arbeit ist die Psychologische Psychotherapie, eine auf soziale Integration ausgerichtete methodenübergreifende Interventionsform, deren zentrales Element die Beziehung zwischen Therapeut und Klient ist. Im gruppentherapeutischen Setting behält die Gestaltung der Klient-Therapeut-Beziehung ihre zentrale Bedeutung bei, sie ist jedoch erweitert (Cotherapeut und weitere kindliche Gruppenmitglieder) und eingeschränkt (aus Sicht der einzelnen Klienten muß die Beziehung zu jedem anderen geteilt werden) zugleich. Die therapeutische Beziehung wird hier als vertrauensvolles, geschütztes und belastbares familienäquivalentes Verhältnis konzipiert, welches von einer Mehrkindfamilie ausgeht und in dem Entwicklung unter Anwendung folgender Methoden möglich ist:

  • Verhaltensbeobachtung
  • Entspannungstraining
  • (Bewegungs-)Spiele „fair-play“, Rollenspiele
  • Modellernen
  • Entwicklung eines „Wir-Gefühls“, welches es ermöglicht, z.B. Ängste zu teilen und zu reflektieren
  • Aufgreifen und bearbeiten der sich spontan herstellenden sozialen Beziehungen und  Konflikte
  • Schärfen der sozialen Wahrnehmung z.B. mittels zirkulärem Befragen der  Gruppenmitglieder
  • kreatives Schreiben und Malen zur Erkennung und Beschreibung der eigenen Gefühle
  • Erkennen der dysfunktionalen inneren Einstellungen und Änderung der kognitiven  Grundannahmen
  • Umwandeln derselben mittels Ressourcen – Aufbau und  Entwicklung von Handlungs- und Interaktionsstrategien
  • Aufbau eines realistischen Selbstkonzeptes (Erkennen von individuellen Stärken und Schwächen). Erprobung des Selbstkonzeptes erst innerhalb des geschützten Rahmens der   Gruppe, später Erprobung in der Welt
  • Planung und Durchführung positiver Aktivitäten
  • Reduzierung depressionsfördernder Aktivitäten
  • Übertragung/Gegenübertragung: Gestalten / Vermeiden / Reflektieren der üblichen  elterlichen Gegenübertragung
  • Stabilität der emotionalen Bedürfnisse herstellen
  • Interessen durchsetzen lernen

 

Einzelsitzungen

Neben den einmal in der Woche angebotenen Gruppensitzungen soll für jedes Kind bzw. Jugendlichen ein Kontingent an kontinuierlich stattfindenden Einzelstunden zur Verfügung stehen. Hier hat das Kind die Gelegenheit, zu einem der beiden therapeutischen „Elternteile“ eine enge Bindung aufzubauen, die es ermöglicht, die in der Ursprungsfamilie gemachten (in der Symbiose haltenden) Erfahrungen zu bearbeiten. Zudem dienen die Einzelsitzungen dazu, das Gruppengeschehen aus Sicht des jeweiligen Kindes vor- und nachzubereiten.

 

Elternberatung

Die kontinuierliche Beratung der Eltern nimmt einen wichtigen Bestandteil des Konzeptes ein. Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Eltern und Therapeuten gewährleistet den Einlassungs- und Veränderungsprozess des Kindes und sichert ihn ab. Die Beratung dient des weiteren zur Unterstützung bei Fragen der Erziehung des Kindes, zur Erkennung der familiären Abhängigkeitsstrukturen und deren Überwindung hin zur Autonomieentwicklung (s. auch 5.3).

Als langfristiges Ziel ist die Einrichtung einer Elterngruppe vorgesehen.

 

Formale Gestaltung

Gruppengröße: 3-6 Kinder bzw. Jugendliche, obligatorische Arbeit in Co-Therapie.

Umfang: Eine Gruppensitzung pro Woche à 2 Therapieeinheiten. Je nach Bedarf soll für die Einzelsitzungen ein Kontingent von 20-30 Therapieeinheiten pro Jahr zur Verfügung stehen. Für die Elternberatung ist ein Kontingent von 22 Therapieeinheiten im Jahr vorgesehen.