25.5

25.5 Anfallsleiden

 Unter Anfallsleiden wird im allgemeinen die Epilepsie (griechisch: epilepsis = Anfall) verstanden. Sie steht im Zusammenhang mit einer Hirnfunktionsstörung. Etwa 25% der von Epilepsie Betroffenen haben zusätzlich zum Anfallsleiden psychische Störungen. Hier kommen besonders Störungen der Aufmerksamkeit mit Verbindungen zu ADHS (s. Kap. 25.2.3) vor, Ängste und Depressionen. Bei schwereren Fällen und längeren Krankheitsdauern treten auch Psychosen auf. Epilepsie ist seit Jahrtausenden bekannt. Im Altertum galt sie als heilige Krankheit. Bei den Anfällen werden Petit-Mal-Anfälle und Grand-Mal-Anfälle (petit mal = kleines Übel, grand mal = großes Übel) unterschieden. Der Petit-Mal äußert sich durch Muskelzuckungen besonders der Gliedmaßen und oft Zuckungen der Schultern, die die Betroffenen wie elektrische Schläge empfinden. Der Petit-Mal kann auch als Absence (Bewusstseinspause) auftreten. Der Grand-Mal ist durch Bewusstlosigkeit, durch Krampfen der gesamten Körpermuskulatur sowie nachfolgende Gliederzuckungen, verstärkten Speichelfluss und oft Einnässen und Einkoten gekennzeichnet. Nach einigen Minuten tritt Entspannung ein. Dem Grand-Mal wie dem Petit-Mal geht meistens eine einleitende Aura voraus. Geschulte Betroffene können sich beim Grand-Mal noch hinlegen und damit den sonst unausweichlichen Fall vermeiden.

Pflegerische Maßnahmen

Genaues Beobachten und Beschreiben des Verhaltens und aufmerksames Miterleben der momentanen Lebenssituation der von Anfallsleiden Betroffenen ist unverzichtbar für eine erfolgreiche Therapie. Schon die Medikamentenwahl und ‑dosierung muss durch ständige Rückmeldung mit Verhaltensbeobachtungen und der Beobachtung des Wachheitsgrades, der Aktivität und der Sprache der Patienten bestimmt werden. Die notwendige Selbstbeobachtung der Betroffenen wird sehr dadurch gefördert, dass sie angeregt werden, ihre Befindlichkeit auszusprechen. Angemessene Anforderungen, vor allem im Alltag bereiten für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben vor, auch wenn die Leistungsfähigkeit durch das Leiden reduziert ist. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Betroffenen keine Außenseiterposition in Gruppen einnehmen.