Verhaltenstherapeutische Elemente in der Psychotherapie
Als eine spezielle Form der Psychotherapie bietet unsere Einrichtung die Verhaltenstherapie (VT) für Erwachsene und Kinder an.
Die VT ist in den fünfziger Jahren als Gegenbewegung zur Psychoanalyse entstanden, wobei mit diesem Begriff eine Reihe von Verfahren zusammengefasst wurden, die sich durch ihren lerntheoretischen Hintergrund auszeichneten. Zu den Lerntheorien rechnet man üblicherweise das klassische und operante Konditionieren sowie das Modellernen. In den sechziger Jahren kam es jedoch zur sogenannten „Kognitiven Wende“. Aus der „Black Box“, die nur eine Beobachtung des Verhaltens von Reiz und Reaktion ermöglichte, wurde durch Hinzunahme der gedanklichen und emotionalen Ebene ein vollständiges Modell menschlichen Verhaltens, so dass man heute eher von der „Kognitiven Verhaltenstherapie“ spricht.
In der VT geht man davon aus, dass problematisches Verhalten oder Konflikte das Ergebnis von Lernprozessen sind und durch die Verwendung von Verhaltens- und Lernprinzipien verändert werden können. Die VT stellt eine Hilfe zur Selbsthilfe dar, bei der die Erkenntnis, die bereits den ersten Schritt zur Veränderung bedeutet, im Vordergrund steht. Man nimmt an, dass Gefühle und Verhalten durch die kognitive Verarbeitung von Ereignissen und Wahrnehmungen entstehen. Bei bestehenden Konflikten ist es deshalb wichtig, die Bedingungen und Umstände, die zu diesen Konflikten führen, herauszufinden. Auch die Mechanismen, die dazu beitragen, dass dieselben Konflikte immer wieder auftreten, werden in der VT aufgedeckt.
Nach der Erarbeitung der Ursachen eines Konfliktes oder problematischen Verhaltens sowie nach einer genauen Verhaltensanalyse, durch die die aktuellen Bedingungen für das Problem aufgedeckt werden, steht die Aneignung veränderter Einstellungen, Haltungen oder Handlungsschemata, die zur Veränderung des Problems beitragen, im Zentrum der Therapie. Die Grundlage ist dabei das Erlernen von Selbstkontrolle. So können negative Denkschemata erkannt, verändert und langfristig eine positive Handlungsalternative erlernt werden.
Eine neuere Entwicklung der VT zeigt sich in dem Konzept der Achtsamkeit. Es bezeichnet ein zentrales Prinzip buddhistischer Meditationspraxis, in welchem die Aufmerksamkeit ganz bewusst und absichtsvoll auf die Hier- und Jetzt-Erfahrung gelenkt wird. Hierbei geht es um die Fähigkeit, im Augenblick zu verweilen und ihn dadurch intensiv erleben und genießen zu können. Im Rahmen des Erlernens von Achtsamkeit wird versucht, eine achtsame Haltung in allen Lebenslagen zu entwickeln, sowohl in als angenehm als auch in als unangenehm empfundenen Situationen. In diesem Zusammenhang spielt Akzeptanz eine zentrale Rolle. Sie meint die Bereitschaft, Ereignisse, Gedanken und körperliche Empfindungen ohne innerliche oder äußerliche Ablehnung oder Vermeidung aktiv und offen aufzunehmen und zu erleben, so wie sie im Hier und Jetzt sind.
Die Verhaltenstherapie integriert also sowohl kognitive, emotionale als auch Achtsamkeitsprozesse.
Durchgeführt wird sie in Einzel- oder Gruppensitzungen, in denen problem- und zielorientiert gearbeitet wird. Dabei können unterschiedliche Behandlungstechniken zur Anwendung kommen, wie z.B. Angstbewältigungstraining, Reizkonfrontation, Rollenspiele, Problemlösetraining, Selbstsicherheitstraining etc.